Die Wilma - Nachbarschaftstreffpunkt und Gemeinschaftswohnraum
Die „Wilma“. So heißt das zweite Haus des Frieda Projektes. Genau wie sich “Frieda” von Frieden ableitet, leitet sich der Name Wilma von Wille ab. Wir dachten uns nämlich, dass es schon sehr viel Willen braucht, um die Renovierung dieses baufälligen Hauses zu stämmen, das wir 2019 übernahmen. Die Wilma liegt direkt am historischen Ortskern Brücks. Direkt am alten Marktplatz. Aber wie kam es überhaupt zur Wilma?
Ab 2018 suchten wir ein Haus, um ein bestimmtes Bildungskonzept umzusetzen. Die “Allmende Ausbildung”. Dazu gleich mehr.
Anfang 2019 kauften wir das zentrale Haus ohne eigenen Garten. Und nach und nach erst stellte sich heraus, welch große Aufgabe sich in den maroden Balken verbirgt.
Dank der finanziellen Rückendeckung unserer Unterstützer und sehr sehr viel Arbeit konnten wir das 1775 neu-aufgebaute Krämerhaus vor dem Verfall retten. Und auch wenn noch einige Baustellen auf uns warten, konnten wir mit der Zeit einen ganz annehmlichen Wohnstandard im Ökochic herstellen.
Aber es geschah seit jeher noch mehr als nur schweißtreibende Plackerei.
Ursprungsidee:
Die Ursprungsidee, die uns antrieb ein weiteres Haus in der Umgebung zu finden, war die Idee eines Bildungskonzeptes.
Im Rahmen unsere Bildungsarbeit war uns aufgefallen, dass es für das Erlernen und Üben von gemeinschaftlich organisiertem Leben eine Art Trainingsraum braucht, in dem man Erfahrungen als Gruppe erwerben kann, sowie verschiedene Fertigkeiten, die im selbstverwalteten Kontext erforderlich sind. Darunter handwerkliche, organisatorische, und kommunikative Fähigkeiten.
2019, also noch im selben Jahr, überrollte eine erste Umbauwelle die Räume der Wilma. Es wurde teils provisorisch, teils substanziell umgebaut. So, dass genug Zimmer und Infrastruktur für einen ersten Testlauf des Bildungskonzeptes bereitstanden. Dann startete mit fünf jungen Teilnehmern der zweimonatige Testlauf der “Allmende-Ausbildung.”
Zwei intensive und erfolgreiche Monate später standen wir schon, ohne es zu wissen, kurz vor der langwierigen Coronazeit. Der provisorisch geschaffene Wohnraum bot auf einmal Zuflucht für verschiedene Freunde aus Berlin, die genauso wenig wussten, wie sich diese Endzeitstimmung weiter entwickeln würde. So konnten wir die Zeit jedoch gut nutzen, nicht nur um gut durch die Zeit zu kommen, die viele Andere in Isolation fristen mussten, sondern unter anderem auch um den Ausbau des Sorgenhauses Wilma weiter vorantreiben.
Ab 2022 war es dann so weit. Die obere Etage war weitestgehend fertig saniert, die Grundstruktur gerettet. Dachstuhl, Fundament und Dach erneuert und eine moderne Holzheizung eingebaut, so wie vieles mehr. Dadurch konnte und wurde die obere Etage dauerhafter bewohnt. Dann nahm die Entwicklung des Hauses eine unerwartete Wendung..
“Das Keitzke”:
Eigentlich gehörte zur Ursprungsidee, einen zweiten, kleineren Seminarraum in das untergeschössige Wohnzimmer mit Raufasertapete zu bauen. Die Dorfbewohner sagten uns, dass hier früher der “Kaufmannsladen – Keitzke” ansässig war. Ein typischer “Tante Emma-Laden”, mit dem viele ihre Kindheitserinnerungen verknüpfen. Doch davon war nicht mehr viel zu sehen. In einem gelösten Gespräch ergab sich eine völlig neue Idee. „Eine Kneipe“ „hier im alten kaufmannsladen.“ „Wand wegreißen, Keller hinzu nehmen” Fachwerk sichtbar machen“ „alles mit Lehm und Holz“ „richtig urig
soll´s werden.“
Gesagt, getan. Wir richteten den Alten Kaufmannsladen im Kneipenstil wieder her. Und viele Besucher sagen, dass es ein echtes Kunstwerk geworden sei.
Heute:
Seitdem hat sich hier im Keitzke ein richtiger Nachbarschaftstreffpunkt entwickelt. Zu unregelmäßigen Terminen wird eingeladen. Ein kleiner Kreis aus Friedamitgliedern und Leuten aus der Region, betreiben dieses Projekt der Begegnung ehrenamtlich. Offene Bühnen, Kneipenquiz, Dartsturniere und Spieleabende gehören alle gleichermaßen zum Repertoire, und so manch unvergesslicher Abend wurde hier gemeinsam erlebt, ebenso wie viele Bekanntschaften und gar Freundschaft geschlossen.
Für uns ist es sehr sinnfüllend zu erleben, wie man mit solchen Veranstaltungen zum Beleben oder Wiederbeleben einer richtigen Nachbargemeinschaft beitragen kann. Wir nehmen an, dass man somit einem allgemeinen gesellschaftlichen Auseinanderdriften, so wie der Vereinzelung der Menschen vorbeugen kann. Zumindest fühlt es sich in Brück sehr danach an.
Was die Allmende Ausbildung angeht, wollen wir nicht zu viel versprechen, aber der Traum ist noch immer nicht gestorben. Und wenn ihr dran bleibt, hört ihr vielleicht bald von Neuigkeiten.